„In deinem alltäglichen Leben kannst du das mit jeder Routinehandlung üben, die sonst nur ein Mittel zum Zweck ist. Gib ihr deine volle Aufmerksamkeit, so dass sie zum Zweck selber wird. Wann immer du beispielsweise die Treppen zu Hause oder bei der Arbeit hinauf- oder hinuntergehst, achte genau auf jeden Schritt, jede Bewegung, auch auf deinen Atem. Sei ganz gegenwärtig. Oder wenn du deine Hände wäschst, gib allen Sinneswahrnehmungen, die dazugehören, deine Aufmerksamkeit: dem Geräusch und Gefühl des Wassers, der Bewegung deiner Hände, dem Duft der Seife und so weiter. Oder wenn du in dein Auto steigst, halte einen Moment lang inne, nachdem du die Türe geschlossen hast und beobachte deinen Atemfluss. Werde dir eines stillen, aber kraftvollen Gefühls von Gegenwärtigkeit bewusst. Es gibt ein sicheres Kriterium, an dem du deinen Erfolg mit dieser Übung messen kannst: Den Grad an Frieden, den du in dir spürst.“
„Bewusstsein benötigt keine Gedanken“
„Es war nicht der denkende Verstand, der das Wunder des Lebens auf der Erde und dieses Körpers erschaffen hat und immer noch aufrechterhält. Da ist eindeutig eine Intelligenz am Werk, die wesentlich größer ist als der Verstand. Wie kann eine einzelne menschliche Zelle mit einem Durchmesser von 20-30 µm die Menge von Informationen in ihrer DNA enthalten, die tausend Bücher mit je sechshundert Seiten füllen würde? Je mehr wir über die Funktionsweise des Körpers lernen, desto mehr erkennen wir, wie unendlich groß die Intelligenz sein muss, die in ihm wirkt, und wie wenig wir noch verstehen. Wenn der Verstand sich damit wieder verbindet, wird er zum wunderbarsten Werkzeug. Dann dient er etwas Größerem als sich selbst.“
„Der Tod nimmt alles weg, was du nicht bist. Das Geheimnis des Lebens ist, „zu sterben, bevor du stirbst“ – und herauszufinden, dass es keinen Tod gibt.“
„Sobald du also die Identifikation mit dem Verstand als Wurzel der Unbewusstheit erkannt hast, was natürlich auch die Emotionen mit einschließt, trittst du aus ihr heraus. Du wirst gegenwärtig. Wenn du gegenwärtig bist, kannst du dem Verstand erlauben, so zu sein, wie er ist, ohne dich in ihn zu verwickeln. Der Verstand an sich ist nicht gestört. Er ist ein wunderbares Werkzeug.“
Die Essenz des Zen besteht darin, sich auf dem schmalen Grat des Jetzt zu bewegen – so total, so vollkommen gegenwärtig zu sein, dass kein Problem, kein Leiden, nichts, das nicht dem entspricht, was du in deinem Wesen bist, in dir überleben kann. Im Jetzt, in der Abwesenheit von Zeit, lösen sich alle Probleme auf. Leiden braucht Zeit; es kann im Jetzt nicht überleben.
Durch Selbstbeobachtung kommt automatisch mehr Gegenwärtigkeit in dein Leben. In dem Moment, in dem du erkennst, dass du nicht in der Gegenwart bist, bist du gegenwärtig. Wann immer du in der Lage bist, deinen Verstand zu beobachten, bist du nicht länger in ihm gefangen. Du hast eine Kraft dazugewonnen, die nicht dem Verstand angehört: die beobachtende Gegenwärtigkeit.
Die Aufmerksamkeit eines erwachten Menschen ist immer im Jetzt fokussiert, doch zugleich ist er sich der Zeit – sozusagen als Randerscheinung – bewusst. Mit anderen Worten, er benutzt weiterhin Uhr-Zeit, ist aber frei von psychologischer Zeit.
Wenn die Qualität deines Bewusstseins in diesem Moment deine Zukunft bestimmt, was bestimmt dann die Qualität deines Bewusstseins? Dein Grad an Gegenwärtigkeit. Der einzige Ort also, an dem wahre Veränderung stattfinden kann, an dem die Vergangenheit aufgelöst werden kann, ist das Jetzt.
Wenn du aus dem Bewusstsein des gegenwärtigen Moments heraus handelst, dann sind Sorgfalt, Wertschätzung und Liebe in allem enthalten, was du tust, sei es auch noch so schlicht.
Der beste Maßstab für deinen Grad an Bewusstheit ist, wie du mit den Herausforderungen des Lebens umgehst, wenn sie auf dich zukommen. Jemand, der schon unbewusst ist, neigt dann dazu, noch unbewusster zu werden. Ein bereits bewusster Mensch wird wesentlich bewusster.
Mache es dir zur Gewohnheit, deinen geistigemotionalen Zustand durch Selbstbeobachtung zu überwachen. „Bin ich in diesem Moment entspannt?“ ist eine gute Frage, die du dir selbst gelegentlich stellen kannst. Oder du kannst fragen: „Was geht jetzt gerade in mir vor?“ Gib dem, was in dir vor sich geht, mindestens das gleiche Interesse wie dem, was außen geschieht. Wenn du mit dem Innen klar bist, wird das Außen von selber stimmig sein.
Verunreinigst du die Welt oder gehörst du zu denen, die den Dreck aufräumen? Du bist verantwortlich für deinen inneren Raum, niemand sonst, so wie du auch für den Planeten verantwortlich bist. Wie innen so auch außen: Menschen, die ihren inneren Schmutz aufräumen, schaffen auch keine neue Verschmutzung im Außen.
Wenn du wirklich nichts tun kannst, um dein Hier und Jetzt zu verändern, wenn du auch die Situation nicht verlassen kannst, dann akzeptiere dein Hier und Jetzt ganz, indem du jeglichen Widerstand loslässt. Dann kann das falsche, unglückliche Selbst nicht länger mit seinem Jammern, seinen Vorwürfen, seinem Selbstmitleid überleben. Das nennt man Hingabe. Hingabe ist keine Schwäche, sondern eine große Stärke. Nur ein Mensch voller Hingabe hat spirituelle Kraft. Durch Hingabe wirst du innerlich von der Situation frei. Dann kann es passieren, dass die Situation sich völlig ohne dein Zutun verändert. Auf jeden Fall bist du frei.
Es ist kein Fehler, eine Verbesserung deiner Lebenssituation anzustreben. Du kannst deine Lebenssituation verbessern, aber nicht dein Leben. Leben ist primär. Leben ist dein tiefstes inneres Sein. Es ist bereits ganz, vollkommen und makellos.
Deine Lebensreise hat eine äußere und eine innere Absicht. Die äußere Absicht ist, an deinem Ziel oder Bestimmungsort anzukommen, das zu erfüllen, was du dir vorgenommen hast, dies oder jenes zu erreichen – und das bedeutet natürlich Zukunft. Wenn aber deine Bestimmung oder die Schritte, die du in der Zukunft machen willst, so viel von deiner Aufmerksamkeit beanspruchen, dass sie für dich wichtiger werden als der Schritt, den du gerade jetzt machst, dann verpasst du die innere Absicht deiner Reise völlig. Und die hat nichts damit zu tun, wohin du gehst oder was du tust, sondern nur damit, wie du es tust.
Was immer du über die unbewusste Vergangenheit in dir wissen musst, die Herausforderungen der Gegenwart werden es hervorbringen.
In der Bibel erklärt Gott: „Ich bin das Alpha und das Omega und ich bin der Eine Lebendige Gott.“ Im zeitlosen Raum, in dem Gott verweilt und der auch dem Zuhause ist, sind Anfang und Ende, Alpha und Omega eins, und die Essenz von allem, was je war und je sein wird, ist ewig gegenwärtig in einem unmanifesten Zustand von Einheit und Perfektion – absolut jenseits von allem, was der menschliche Verstand sich jemals vorstellen oder begreifen kann.
Obwohl natürlich jedes Wort, das ich benutze, eine Geschichte hat und aus der Vergangenheit stammt wie Sprache überhaupt, so sind die Worte, die ich jetzt zu dir sage, Träger der hochenergetischen Frequenz von Gegenwartsbewusstsein, ganz abgesehen von ihrer Bedeutung als Worte.
Frei von der Illusion, dass du nichts anderes bist als dein physischer Körper und dein Verstand. Diese „Illusion des Selbst“, wie Buddha das nennt, ist der grundlegende Irrtum. Frei von Angst in ihren zahllosen Verkleidungen als unvermeidliche Konsequenz dieser Illusion – die Angst, die zu deinem ständigen Peiniger wird, solange du dein Gefühl von Selbst allein von dieser kurzlebigen und verletzlichen Form beziehst. Und frei von Sünde, die in dem Leiden besteht, das du dir selber und anderen unbewusst zufügst, solange dieses illusorische Gefühl von Selbst bestimmt, was du denkst, sagst oder tust.
Das eine, das wirklich etwas bedeutet: Bewusstsein über dein tieferes Selbst, über deine unsichtbare und unzerstörbare Wirklichkeit.
Alle spirituellen Lehren stammen aus derselben Quelle. In diesem Sinne gibt es immer nur einen Meister, und es hat auch nie mehr als einen Meister gegeben, der sich in vielen verschiedenen Formen manifestiert. Ich bin dieser Meister wie du auch, sobald du Zugang zur inneren Quelle hast. Und der Weg dahin führt durch den inneren Körper. Obwohl alle spirituellen Lehren aus einer Quelle stammen, sind sie offensichtlich nur noch eine Ansammlung von Worten, sobald sie formuliert und niedergeschrieben werden – und ein Wort ist nichts anderes als ein Hinweisschild, wie wir schon vorhin gesagt haben. All diese Lehren sind Hinweisschilder, die auf den Weg zurück zur Quelle weisen.
Gib dem Verstand und der äußeren Welt nicht deine ganze Aufmerksamkeit. Konzentriere dich in jedem Fall auf das, was du tust, aber fühle zur gleichen Zeit den inneren Körper, wann immer es möglich ist. Bleibe in dir verwurzelt. Und beobachte dann, wie das deinen Bewusstseinszustand und die Qualität dessen, was du tust, verändert.
Wann immer und wo immer du auf etwas wartest, nutze die Zeit, um den inneren Körper zu fühlen. Auf diese Weise werden Verkehrsstaus und Warteschlangen sehr angenehm. Statt dich geistig vom Jetzt wegzubewegen, gehe tiefer ins Jetzt, indem du tiefer in den Körper gehst.
Die Kunst, sich des inneren Körpers gewahr zu sein, wird sich zu einer völlig neuen Lebensweise entwickeln, zu einem Zustand andauernder Verbindung mit dem Sein. Das wird deinem Leben eine nie gekannte Tiefe verleihen.
Gegenwärtigkeit ist reines Bewusstsein – Bewusstsein, das vom Verstand, von der Welt der Form, zurückgewonnen wurde. Dein innerer Körper ist deine Verbindung zum Unmanifesten. Auf tiefster Ebene ist er das Unmanifeste: die Quelle, von der Bewusstsein ausgeht – so wie Licht von der Sonne ausgeht. Gewahrsein des inneren Körpers ist Bewusstsein, das sich an seinen Ursprung erinnert und zur Quelle zurückkehrt.
Wenn du für einige Minuten nichts zu tun hast und besonders abends, direkt vor dem Einschlafen, und morgens, direkt nach dem Aufwachen, „überflute“ deinen Körper mit Bewusstsein. Schließe deine Augen. Liege flach auf dem Rücken. Wähle bestimmte Teile deines Körpers, auf die du zuerst kurz deine Aufmerksamkeit richtest: Hände, Füße, Arme, Beine, Bauch, Brust, Kopf und so weiter. Fühle die Lebensenergie in diesen Teilen so intensiv, wie du kannst. Bleibe bei jedem Teil etwa fünfzehn Sekunden lang. Dann lasse deine Aufmerksamkeit ein paar Mal wie eine Welle von den Füßen zum Kopf und umgekehrt durch den Körper laufen. Das braucht nur eine Minute oder so. Fühle danach den inneren Körper in seiner Ganzheit, als ein einziges Energiefeld. Halte dieses Gefühl ein paar Minuten. Sei dabei äußerst gegenwärtig, gegenwärtig in jeder Zelle deines Körpers.
Mache dir keine Sorgen, wenn es deinem Verstand manchmal gelingt, deine Aufmerksamkeit aus dem Körper zu ziehen, und du dich mal in irgendwelchen Gedanken verlierst. Sobald du das bemerkst, kehre einfach mit deiner Aufmerksamkeit zum inneren Körper zurück.
DEN VERSTAND KREATIV NUTZEN: Wenn du deinen Verstand für einen bestimmten Zweck gebrauchen musst, dann tue es in Verbindung mit deinem inneren Körper. Nur wenn du fähig bist, ohne Gedanken bewusst zu sein, kannst du deinen Verstand kreativ nutzen. Die einfachste Art, in diesen Zustand zu gelangen, ist durch den Körper. Wann immer eine Antwort, eine Lösung oder eine kreative Idee gebraucht wird, höre für einen Moment auf zu denken, indem du deine Aufmerksamkeit auf dein inneres Energiefeld richtest. Werde dir der Stille bewusst. Wenn du wieder mit dem Denken beginnst, wird es frisch und kreativ sein. Mache es dir zur Gewohnheit, bei jedem Denkvorgang alle paar Minuten zwischen dem Denken und einer inneren Art von Zuhören, einer inneren Stille zu wechseln. Man könnte sagen: Denke nicht nur mit deinem Kopf, denke mit deinem ganzen Körper.
Übung: Zehn oder fünfzehn Minuten Uhr-Zeit sollten ausreichend sein. Sorge zuerst dafür, dass es keine äußeren Ablenkungen gibt wie das Telefon oder Leute, die dich unterbrechen könnten. Sitze auf einem Stuhl, aber lehne dich nicht an. Halte die Wirbelsäule aufrecht. Das wird dir helfen, wach zu bleiben. Oder wähle deine eigene bevorzugte Meditationshaltung. 💢Achte darauf, dass der Körper entspannt ist. Schließe deine Augen. Mache ein paar tiefe Atemzüge. Spüre, wie du in den unteren Bauch atmest. Beobachte, wie er sich mit jedem Ein- und Ausatmen etwas ausdehnt und wieder zusammenzieht. Werde dir dann des gesamten inneren Energiefeldes deines Körpers bewusst. Denke nicht darüber nach – fühle es. Indem du das tust, forderst du Bewusstsein vom Verstand zurück.
Wenn es dir hilfreich erscheint, benutze die „Licht“-Visualisation, die ich vorhin beschrieben habe. Wenn du den inneren Körper klar als einzelnes Energiefeld spüren kannst, lasse, wenn möglich, alle Bilder los und konzentriere dich ausschließlich auf das Gefühl. Wenn du kannst, lasse auch alle geistigen Bilder los, die du vielleicht vom physischen Körper hast.
Alles, was dann übrig bleibt, ist ein allumfassendes Gefühl von Gegenwärtigkeit oder „Sein“, und der innere Körper wird als grenzenlos wahrgenommen. Richte nun deine Aufmerksamkeit noch tiefer in dieses Gefühl. Werde eins damit. Verschmelze mit dem Energiefeld, so dass die Wahrnehmung einer Dualität von Beobachter und Beobachtetem, von dir und deinem Körper verschwindet. Indem du tiefer in deinen Körper gehst, bist du über ihn hinausgegangen. Bleibe in diesem Bereich von reinem Sein, solange es sich angenehm anfühlt. Dann werde dir wieder deines physischen Körpers bewusst, deiner Atmung und der körperlichen Sinne, und öffne deine Augen. Schau dir deine Umgebung ein paar Minuten lang auf meditative Weise an – das heißt, ohne sie vom Kopf zu benennen – und fühle währenddessen weiterhin den inneren Körper.
Der letztendliche Sinn der Welt liegt nicht in ihr verborgen, sondern darin, sie zu überwinden. Genau wie du den leeren Raum nur durch die Objekte wahrnehmen kannst, die in ihm sind, so brauchst du die Welt, um das Unmanifeste zu realisieren. Vielleicht kennst du die buddhistische Aussage: „Gäbe es keine Illusion, so gäbe es auch keine Erleuchtung.“ Denn durch die Welt und letztlich durch dich gewinnt das Unmanifeste Einsicht in sich selbst. Du bist hier, um der göttlichen Absicht des Universums zur Entfaltung zu verhelfen. Ja, so wichtig bist du!
Wahre Erlösung bedeutet Erfüllung, Frieden, das Leben in all seiner Fülle. Sie bedeutet, zu sein, wer du wirklich bist, und in dir das Gute zu fühlen, zu dem es kein Gegenteil gibt, eine Daseinsfreude, die von nichts im Außen abhängt. Sie wird nicht als vergängliche Erfahrung empfunden, sondern als eine bleibende Präsenz. Theistisch ausgedrückt kennst du dann „Gott“ nicht als etwas außerhalb von dir, sondern als deine eigene innerste Essenz. Wahre Erlösung bedeutet, dass du dich selbst als untrennbaren Teil des zeitlosen und formlosen Einen Lebens erkennst, aus dem alles, was es gibt, seine Existenz bezieht.
Wenn du in deinen Beziehungen beides erlebst, sowohl „Liebe“ als auch das Gegenteil der Liebe – Angriff, emotionale Gewalt und so weiter -, dann kannst du davon ausgehen, dass du das Festhalten am Ego und abhängiges Klammem mit Liebe verwechselst. Du kannst deinen Partner oder deine Partnerin nicht in einem Moment lieben und im nächsten Moment angreifen. Wahre Liebe kennt kein Gegenteil. Wenn es zu deiner „Liebe“ ein Gegenteil gibt, dann ist sie keine Liebe, sondern ein starkes Egobedürfnis nach einem tieferen und vollkommeneren Selbstgefühl, ein Bedürfnis, das durch die andere Person zeitweilig erfüllt wird
Liebe ist ein Seinszustand. Deine Liebe lebt nicht außen, sie lebt tief in deinem Inneren. Du kannst sie nie verlieren und sie kann dich nie verlassen. Sie ist nicht abhängig von einem anderen Körper, von einer äußeren Form. In der Stille deiner Gegenwärtigkeit kannst du deine eigene formlose und zeitlose Wahrheit fühlen und sie als das unmanifeste Leben erkennen, das deine körperliche Form beseelt. Dasselbe Leben kannst du dann tief in jedem menschlichen Wesen, in jedem Geschöpf fühlen. Du durchschaust den Schleier von Form und Trennung. Das ist die Einsicht und Verwirklichung von Einheit. Das ist Liebe.
Was ist Gott? Das ewige Eine Leben hinter allen Formen, die das Leben annimmt. Was ist Liebe? Die Gegenwart dieses Lebens tief in dir und in allen Geschöpfen zu spüren. Es zu sein. Aus diesem Grunde ist alle Liebe die Liebe Gottes.
Es kann einen Menschen geben, der dir deine Liebe klarer und intensiver zurückspiegelt, und wenn derjenige für dich genauso fühlt, dann kann man sagen, dass ihr miteinander in einer Liebesbeziehung seid. Was dich mit diesem Menschen verbindet, verbindet dich auch mit jemandem, der neben dir im Bus sitzt, oder mit einem Vogel, einem Baum, einer Blume. Nur die Intensität, mit der du es wahrnimmst, ist anders.
Wenn du versuchst, durch eine Beziehung Erlösung zu finden, dann wirst du wieder und wieder enttäuscht werden. Wenn du aber akzeptierst, dass Beziehungen da sind, um dich bewusst zu machen statt glücklich, dann wird deine Beziehung dir Erlösung bieten und du wirst mit dem höheren Bewusstsein in Einklang kommen, das in diese Welt geboren werden möchte. Alle, die an den alten Mustern festhalten, werden in zunehmendem Maße Schmerz, Gewalttätigkeit, Verwirrung und Verrücktheit erleben.
Aber brauchst du denn überhaupt eine Beziehung mit dir selbst? Warum kannst du nicht einfach nur du selbst sein? Sobald du in Beziehung mit dir selbst bist, hast du dich in zwei gespalten: „ich“ und „mich“, in Subjekt und Objekt. Diese vom Verstand geschaffene Dualität ist der Grund für all die unnötige Kompliziertheit, für all die Probleme und Konflikte in deinem Leben, Im Zustand der Erleuchtung bist du du selbst – du und duselbst verschmelzen zu einer Einheit. Du verurteilst dich nicht selbst, tust dir selbst nicht leid, du bist nicht stolz auf dich selbst, liebst dich nicht selbst, du hasst dich selbst nicht und so weiter. Die Spaltung, die durch ein sich selbst reflektierendes Bewusstsein erzeugt wurde, ist nun geheilt, der Fluch ist aufgehoben.
Du tust nicht als ob. Du lässt einfach nur zu, dass alles so ist, wie es ist. Dieses Zulassen bringt dich jenseits des Verstandes mit all seinen Abwehrhaltungen, aus denen die Polaritäten von negativ und positiv entstehen. Das ist ein essentieller Anteil der Vergebung. Vergebung der Gegenwart ist noch viel wichtiger als Vergebung der Vergangenheit. Wenn du jedem Moment vergibst – ihm erlaubst, so zu sein, wie er ist -, dann gibt es keine Ansammlung von Groll mehr, die später einmal vergeben werden muss.
Ich habe gelernt, dem, was ist, keinen Widerstand entgegenzusetzen; ich habe gelernt, den gegenwärtigen Moment zuzulassen und die vergängliche Natur aller Dinge und aller Umstände anzunehmen. So habe ich Frieden gefunden.
Das Glück, das aus einer Sekundärquelle entspringt, ist nie sehr tief. Es ist nur ein matter Abklatsch der Freude des Seins, des pulsierenden Friedens, den du in dir entdeckst, wenn du in die Widerstandslosigkeit eintrittst. Das Sein bringt dich über die polaren Gegensätze des Verstandes hinaus und befreit dich von der Abhängigkeit der Form. Selbst wenn alles um dich herum zusammenbräche und zerfiele, würdest du im tiefsten Innersten weiterhin einen Kern von Frieden fühlen. Du wärest vielleicht nicht glücklich, aber du wärest voller Frieden.
Wenn du völlig gegenwärtig bist, hast du nicht mehr das Bedürfnis, auf das unbewusste Verhalten anderer zu reagieren, du verleihst ihm also keine Realität mehr. Dein Frieden ist so unermesslich und tief, dass aller Unfrieden in ihm verschwindet, als ob es ihn nie gegeben hätte. Daran zerbricht der karmische Kreislauf von Aktion und Reaktion. Tiere, Bäume und Blumen werden deinen Frieden spüren und ihn erwidern. Du lehrst durch dein Sein, dadurch, dass du den Frieden Gottes verkörperst. Du wirst zum „Licht der Welt“, zu einem Ausströmen reinen Bewusstseins, und damit beseitigst du das Leiden auf der ursächlichen Ebene. Du befreist die Welt von Unbewusstheit.
Wenn du erst einmal auf der Ebene von Ergebnissen arbeitest, dann kannst du dich nur zu leicht in ihr verlieren. Bleibe wach und sehr, sehr gegenwärtig. Die ursächliche oder Entstehungsebene muss stets im Zentrum deiner Aufmerksamkeit bleiben, das Lehren der Erleuchtung deine wichtigste Absicht und der Frieden dein kostbarstes Geschenk an die Welt.
Hingabe ist absolut vereinbar damit, aktiv zu werden, Veränderungen anzugehen und Ziele zu erreichen. Doch im Zustand der Hingabe fließt eine völlig andere Energie, eine ganz andere Qualität in dein Tun. Hingabe verbindet dich wieder mit der Seins-Energie an der Quelle, und wenn dein Tun mit Sein erfüllt ist, dann bringt diese Feier deiner Lebensenergie dich tiefer in das Jetzt.
Du ziehst immer das an und manifestierst das, was deinem inneren Zustand entspricht.
Volle Aufmerksamkeit ist volle Annahme, ist Hingabe. Indem du volle Aufmerksamkeit gibst, benutzt du die Macht der Gegenwart, die Kraft deiner Präsenz. Kein versteckter Überrest eines Widerstands kann in dieser Kraft überleben. Gegenwartsbewusstsein löscht Zeit aus, und ohne Zeit kann Leiden, kann Negativität nicht überleben.
Gegenwartsbewusstheit erschafft eine Lücke, nicht nur im Strom der Gedanken, sondern auch im Kontinuum von Vergangenheit und Zukunft. Außer durch diese Lücke, diesen klaren Raum unendlicher Möglichkeiten, kann nichts wirklich Neues oder Kreatives in diese Welt kommen.
Wenn du dich dem hingibst, was ist, und dadurch voll gegenwärtig bist, dann verliert die Vergangenheit an Macht. Du brauchst sie nicht mehr. Gegenwärtigkeit ist der Schlüssel. Das Jetzt ist der Schlüssel.
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